In dieser Rubrik findest du die Artikel, die sich mit Sachen beschäftigen, die mich aktuell beschäftigen.
Wie ihr alle wisst, bin ich zum zweiten Mal schwanger. Ich bin mittlerweile in der 30. SSW angekommen und habe noch nicht viel darüber berichtet, was auch seinen Grund hatte. Im Gegensatz zu Louisa´s Schwangerschaft war es dieses Mal bis zur 20.SSW ein absoluter Höllentripp...aber ich will vorne anfangen:
Im April beschlossen wir, dass Baby Nummer 2 nun an der Zeit wäre. Es waren immer 2 Kinder geplant und gewünscht und ich war sofort schwanger. Nach dem letzten Jahr war die Freude bei uns riesig. Mir ging es super; bei Louisa habe ich mit viel Übelkeit gekämpft, dieses Mal überhaupt nicht, weswegen ich gleich auf einen Jungen getippt habe (hat sich auch bewahrheitet ;-)). Alles lief prima bis mich mein Arzt in der 9. SSW anrief und mir mitteilte, dass es einen auffälligen Blutwert gäbe - ich hätte wohl Kontakt zu CMV gehabt. Ich hatte das noch NIE gehört und musste dreimal nachfragen wie genau das heißt: CMV - Cytomegalie. Besonders gefährlich seien Erstinfektionen im ersten Trimenon und genau das stand bei mir zur Debatte. Zur diagnostischen Abklärung musste wieder ein Blutwert gemacht werden und dieses Mal wurde ein darauf spezialisiertes Labor in Stuttgart konsultiert: nach ein paar Tagen vorerst Entwarnung: keine Erstinfektion in der SSW; alles deutete auf eine Altinfektion; somit sanken die Risiken erheblich. CMV kann beim Fötus schlimmste Schädigungen verursachen - muss es aber auch nicht (wer sich genauer für Details interessiert: www.starkgegencmv.de). Ein gewisses Restrisiko blieb aber und deswegen haben wir uns nach langem Überlegen für eine Fruchtwasserpunktion in der 20. SSW in Tübingen entschieden. Tübingen deswegen, weil dort mitunter die einzigen Spezialisten dafür im Bundesgebiet sind und ggfs. auch eine Therapie anbieten (off label use). Die Untersuchung konnte erst in der 20. SSW gemacht werden, da erst dann sicher nachgewiesen werden kann, ob das Virus es über die Plazentaschranke zum Baby geschafft hat oder eben nicht. Die Zeit bis zur Untersuchung war die Hölle; ich habe nächtelang recherchiert, mein Mann sagte einmal er wüsste gar nicht, dass ich über Nacht zur Immunologin wurde. Ich habe mich so sehr reingearbeitet, dass ich mit Professoren Fachgespräche führen konnte...Dann der Tag der Untersuchung. Ich konnte nichts essen oder trinken, ich war so dermaßen nervös; ich würde rückblickend sagen, dass das der schwerste Gang meines Lebens war. Bewusst ein Risiko durch einen invasiven Eingriff einzugehen, auf der anderen Seite die Chance, dass wenn was wäre, man ggfs. mit Medikamenten dagegen arbeiten könnte, das war Gefühlschaos pur. Die Untersuchung an sich war weniger schlimm als ich es annahm, ich durfte mich danach sofort normal bewegen (ich habe mich aber wie ein Roboter bewegt). Und dann hieß es Warten. Es dauerte etwa 1 Woche bis endlich der Anruf aus Tübingen kam: FRUCHTWASSER UNAUFFÄLLIG. Ich habe gelacht und geweint gleichzeitig - ich war schon ewig nicht mehr so glücklich wie in diesem Moment. Ein Stückchen Angst bleibt immer noch. Mir ist in dieser Zeit einfach sehr bewusst geworden, wie zerbrechlich so eine kleines Leben in einem sein kann und dass es Situationen gibt, in denen man trotz, dass man auf alles achtet, das Ungeborene nicht voll umfänglich schützen kann. Ich bin unendlich dankbar, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Ich kann seit Langem wieder an etwas glauben. Aber die Angst bleibt. Durch diese Sache habe ich extrem Angst vor allen möglichen Viren bekommen, allen voran der Parovirus B ( Ringelröteln), gegen den ich ebenfalls keine Immunität habe. Aus diesem Grund geht Louisa auch erst im Februar zum Kindergarten, wenn Baby C geboren wurde. Und aus diesem Grund treffe ich mich mit keinem mehr, der Kindergarten Kinder hat im Innenraum. Ich habe einfach zu viel Angst. Auch vor Corona. Von mir aus könnte man alle Viren der Welt in einen Sack stecken und auf den Mond schießen - ich bin fertig mit Viren.
Der CMV Wert ist nicht in den Mutterschaftsrichtlinien verankert und eine Wahlleistung; das Labor kostet nur etwa 30,00€. Viele Ärzte machen den Wert, viele eben aber auch nicht. Ich kann nur JEDEM, der schwanger werden will raten sich VORHER einen CMV Status machen zu lassen. Das ist keine wissenschaftlich fundierte Aussage, es ist einfach meine persönliche Meinung. Oft ist es nicht einfach herauszufinden, ob es sich um eine primäre oder eine sekundäre Infektion handelt; wenn man dann eine Rückstellprobe hat, ist es einfacher.
Aber noch etwas anderes hat diese Erfahrung bei mir bewirkt: ich fühle mich in der Verantwortung JEDER Frau, von der ich mitkriege, dass sie schwanger ist, von dieser Sache zu erzählen. Diese Verantwortung erdrückt mich fast. Natürlich liegt es in der Verantwortung der behandelten Gynäkologen darüber aufzuklären und zu beraten. Aber dennoch kann ich nicht anders. Denn ich persönlich finde, dass man Chancen nimmt, wenn man nicht darüber aufklärt.
Ich bin nun jedenfalls froh, dass ich die Schwangerschaft, so gut es eben geht, jetzt noch genieße. Wenn ihr Fragen dazu habt oder auch Erfahrungen, dann lasst es mich wissen; ich tausche mich gerne darüber aus!
Bleibt alle gesund!!