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Kolumne

 

In dieser Rubrik findest du die Artikel, die sich mit Sachen beschäftigen, die mich aktuell beschäftigen.  


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27.12.2019

B E S I N N L I C H

Einige Wochen sind vergangen, seit ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Nicht, dass mir die Ideen fehlen würden, es fehlte einfach die Zeit. So vieles ist in den letzten Monaten auf uns eingeprasselt, dass am Ende des Tages oft keine Energie mehr da ist. Wir alle sind nicht mehr die Menschen, die wir vorher waren. Nachdem in diesem Frühjahr/ Sommer zwei geliebte Menschen von uns gegangen sind, mussten wir uns erst neu sortieren und aufstellen. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich wieder klare Gedanken fassen konnte, manchmal dachte ich, ich könnte es nie wieder. Aber die Zeit lehrt mich besseres. Was nach dem Tod meiner Schwiegermutter vor mir lag, war ein Scherbenhaufen meiner Selbst, den ich erst einmal wieder aufkehren und zusammenfügen musste. Heute denke ich, dass es meine Essenz war, die da vor mir lag. Ich denke ich kenne mich nun ein ganzes Stück besser und bin näher bei mir als vorher. So vieles kann ich mit anderen Augen sehen und irgendwie tröstet mich das. Als nun Weihnachten vor der Tür stand, habe ich gemerkt, dass das Herz wieder schwerer wird. In der dunklen Jahreszeit wird es draußen leiser und in einem selbst lauter. Ich habe mich an das vergangene Weihnachten erinnert und wie selbstverständlich es war, dass wir wie so oft an Adventssonntagen zu den Schwiegereltern gefahren sind um kurz Hallo zu sagen. Und all das gibt es nicht mehr. Ich habe deswegen beschlossen, mir neue Rituale zu gestalten; keinesfalls aber die "alten" zu vergessen. Jeden Adventssonntag haben wir abends mit meiner Schwester verbracht und da war es unser neues Ritual. Die Kerzen am Adventskranz habe ich zusammen mit Louisa angezündet und wir haben gemeinsam an ihre geliebten Opa und ihre geliebte Oma gedacht. Unsere Wohnung habe ich noch weihnachtlicher als in den Jahren zuvor hergerichtet. Meine Schwiegereltern haben Weihnachten geliebt und in diesem Gedanken habe ich es uns festlich gemacht. Durch solche Dinge fühle ich mich Ihnen sehr nah. Sie hätten gewollt, dass wir feiern und es uns gemütlich machen. An Weihnachten selbst haben wir einen Platz mehr eingedeckt. Sozusagen der Stellvertreterplatz für all unsere Lieben, die nicht mehr physisch da sein können. Ich habe für meinen geliebten Opa eine Flasche Bier hingestellt, für meinen Schwiegervater ein Glas guten Rotwein und für meine Schwiegermutter 3 Lindorkugeln, Die hat sie gemocht (genau wie wir alle) . Die Anzahl 3 fand ich angesichts der Heiligen Dreifaltigkeit schön. Diese kleinen Gesten schmerzen und gleichzeitig trösten sie mich unheimlich. Ich denke gerade in dieser Zeit viel an sie alle und versuche mich ganz bewusst an schöne und lustige Momente mit ihnen gemeinsam zu erinnern. Dadurch nehmen sie doch irgendwie an unserem Weihnachtsfest teil und es wird besinnlicher als nie zuvor. Mir gelingt es mittlerweile immer öfter die positiven Dinge, die wir alle von ihnen gelernt haben mit zu nehmen und Ihnen so einen Platz in unserem Leben zu geben. Es ist nicht mehr nur der Schmerz und die Ohnmacht, die dominieren; mehr mehr macht sich ein Gefühl breit, dass ich mit "warm ums Herz" beschreiben würde. Die Trauer bekommt also allmählich ein neues Gesicht. Wie dankbar ich meinem Opa und meinen Schwiegereltern für alles bin, was sie mich und uns gelehrt haben (auch über ihren Tod hinaus) und wie sie unser Leben bereichert haben (auch über Ihren Tod hinaus), das kann ich gar nicht in Worte fassen. All diese Gedanken und Gefühle - sind sie nicht über alle Maßen weihnachtlich? Ich finde schon. Denn unterm Strich ist es die Liebe, die keine Körperlichkeit kennt und braucht, und die uns stärker aus diesen Situationen herausgehen lässt, als je zuvor.



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