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Willkommen in meiner Welt

Kolumne

 

In dieser Rubrik findest du die Artikel, die sich mit Sachen beschäftigen, die mich aktuell beschäftigen.  


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01.08.2019

H Y G G E?

Hygge. Mein Thema. Vor etwa 2 Jahren habe ich erstmals davon gehört und war damals sofort Feuer und Flamme. Ich habe Bücher zum Thema verschlungen und war begeistert. Was für eine tolle Philosophie. Sich sein zuhause schön machen, gutes Essen essen, die Familie "pflegen", die Leichtigkeit des Seins genießen - das sind nur einige Facetten, die hygge beschreiben, aber bei Weitem nicht in seiner Gesamtheit erfassen. In den letzten Wochen habe ich erstmals Zweifel an Hygge bekommen. 2 Todesfälle in der engsten Familie - beide sehr überraschend - da ist nicht mehr viel hygge da. Dahin geht die Leichtigkeit des Seins. In unerreichbare Ferne. Was ist das für ein Leben, das uns solche Aufgaben gibt? Wie sollen wir diese ganzen Herausforderungen bewältigen, jemals den Verlust verkraften oder gar akzeptieren? Ich hatte mehr als einen Moment in der vergangenen Zeit in dem ich dachte, das Leben ist eben doch grau und trist und gemein und unfair und und und... Gerne hätte ich die Welt für eine zeitlang angehalten und ganz laut "NEIN" geschrien! Nein, es darf nicht sein. Nein, ich will es nicht. Nein, hygge gibt es nicht. Alles also nur Schall und Rauch? Es sind jetzt ein paar Tage vergangen, wir waren für ein paar Tage in der Normandie und langsam merke ich, dass doch nicht alles grau ist. Manchmal scheint doch wieder die Sonne durch. Ich merke, dass ich beginne, den Alltag wieder anzunehmen, das Leben zu nehmen als das was es ist - auch mit seinen hässlichen Seiten. Ich merke, dass ich mich wieder an kleinen Dingen erfreuen kann, auch wenn ich dann noch oft einen gedanklichen Dämpfer bekomme...Zuletzt habe ich einen Bekannten getroffen. Ich fragte ihn "und, was treibst du?" . Seine Antwort war irgendwie erstaunlich, rührend und so klar zugleich. Er schaute mich an und sagte "Das Leben genießen". Ja dachte ich, das will ich eigentlich auch. Aber ehrlich gesagt, fällt es momentan oft schwer. Ich merke, dass der Schmerz erst jetzt richtig bei mir ankommt bzw. beginnt anzukommen. Und ich glaube ich muss ihn auch ankommen lassen. Um zu begreifen, dass das die Triebfeder unseres Lebens ist. Angst, Wut, Trauer, Glück, Liebe, Hoffnung. Das Alles gehört dazu. Und scheint dann wohl auch eine Facette von hygge zu sein. Schwer zu begreifen irgendwie. Aber dennoch logisch.
Als mein Schwiegerpapa beerdigt wurde, saß in der Kirche auf der Bank vor uns ein kleiner Marienkäfer. Ich dachte, was für ein Zufall, dass jetzt ausgerechnet hier ein Marienkäfer sitzt. Und im nächsten Moment dachte ich " Hallo Schwiegerpapa, da bist du ja". Als wir vergangene Woche am Strand in Frankreich waren, haben Louisa und ich direkt an der Brandung im Sand gespielt. Und auf einmal landete auf Louisas Arm ein Marienkäfer. Und diese Situation kam mir seltsam bekannt vor. Ich erinnerte mich an die Beisetzung von meinem Schwiegerpapa und dachte: was für ein Zufall, dass jetzt hier am Strand in der Hitze direkt am Wasser ein Marienkäfer auf Louisas Arm landet?! Und dann dachte ich: "Hallo Schwiegermama, da bist du ja".
Was ist das für ein Gefühl in einer solchen Ohnmacht? Wut, Trauer oder Unverständnis? Ich glaube es ist Liebe. Und Ehrfurcht vorm Leben.


Ich glaube an Hygge. An die Liebe. An das Leben. An Glück.

-UND AN MARIENKÄFER-



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